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Klimawandel : Feuer und Hitze am Polarkreis - Heidenheimer Zeitung

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Werchojansk / André Bochow / NBR Der Klimawandel führt in Sibirien zu verheerenden Bränden, die enorme Mengen CO2 und Rußpartikel freisetzen. Gleichzeitig verschwindet in der Arktis das Eis. Von André Bochow

Werchojansk in Jakutien gilt zusammen mit Ojmjakon als Kältepol aller bewohnten Ortschaften der Erde. Die 1300 Einwohner erlebten schon 67,8 Grad Celsius unter Null. In diesem Jahr aber ist die kleine Stadt im fernen Osten Russlands wegen eines Hitzerekordes in den Schlagzeilen. Die UN-Weltwetterorganisation (WMO) meldete am 20. Juni dieses Jahres satte 38 Grad Celsius. Plus. Das ist die höchste Temperatur seit Beginn der Messungen im Jahr 1885.

Große Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sind in der Region wegen des ­extremen Kontinentalklimas üblich. Aber im Juni lagen die Temperaturen in der Region 10 Grad über den Durchschnittswerten der Jahre 1981 bis 2010. „Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie die Welt insgesamt im Durchschnitt“, sagt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Und: „Was in der Arktis geschieht, bleibt nicht in der Arktis. Die Pole beeinflussen Wetter und Klima in niedrigeren Breitengraden, wo hunderte Millionen Menschen ­leben.“

Aber auch im Norden sind die Auswirkungen der Erwärmung dramatisch. Das Eis schmilzt und die Wälder brennen. Laut dem Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut war die arktische Meereisausdehnung im Juli so gering wie noch nie seit Beginn der Satellitenmessungen Ende der 70er Jahre. Besonders weit hat sich das Eis vor der sibirischen Küste zurückgezogen. „In diesem Sektor der Arktis haben wir jetzt mit rund 1,7 Millionen Quadratkilometern Meereisausdehnung schon eine Million Quadratkilometer weniger Eis im Vergleich zum Mittelwert der vorherigen sieben Jahre, das entspricht etwa 40 Prozent mehr eisfreiem Ozean“, erklärt Dr. Gunnar Spreen vom Institut für Umweltphysik der Universität Bremen und MOSAiC-Forscher im Meereis-Team. Weniger Eis bedeutet auch weniger Reflektion der Sonnenenergie. Die Folge: Noch mehr Erwärmung und Brände innerhalb des Polarkreises.

Das nördlichste zurzeit aktive Feuer befinde sich weniger als acht Kilometer vom Arktischen Ozean entfernt, teilt die WMO mit. Und Greenpeace Russland registriert nach einer regnerischen Phase die erneute Ausbreitung der Brände, die meisten davon in den Regionen Jakutien und Tschukotka. Derzeit stehen Greenpeace zufolge 2,3 Millionen Hektar (23 000 Quadratkilometer) Wald in Flammen. „Nach den Satellitendaten haben seit Beginn dieses Jahres 210 000 Quadratkilometer gebrannt, sagt Tatiana Vasilieva, Aktivistin und Sprecherin der Umweltorganisation. „Eine Fläche größer als die Griechenlands.“  Auf mehr als der Hälfte der brennenden Fläche war Wald, der Rest Tundra und Torfböden. Schon im vergangenen Jahr fraßen die Feuer 150 000 Quadratkilometer Natur.

Bekämpft werden die Brände nur, wenn sie Kommunen oder Infrastruktur direkt bedrohen. Ansonsten überlässt man das Feuer sich selbst. Eine Praxis, die auch in anderen Ländern des Nordens üblich ist. „Der Hauptgrund dafür, in bestimmten entlegenen Gebieten nicht gegen Brände vorzugehen, sind die fehlenden Geldmittel für den Schutz der Wälder“, sagt Tatiana Vasilieva. Die Greenpeace-Sprecherin sagt, was aus Sicht ihrer Organisation erforderlich ist: Löschen aller Feuer, unabhängig davon, wo sie sich befinden. „Schluss mit dem Sparen, wenn es um den Schutz der Wälder geht. Die staatlichen Mittel dafür müssten von 30 Milliarden Rubel auf 90 Milliarden aufgestockt werden.“

Während die Vegetation der Tundra rasch nachwächst, sind Wälder für lange Zeit verloren. Und damit auch riesige CO2_Speicher. Noch bedrohlicher ist der Verlust der Torfböden, in denen besonders viel Kohlendioxid gespeichert ist. „Die nördlichen Brände sind deshalb besonders gefährlich“, so die Aktivistin Vasilieva, „weil sie neben CO2 auch schwarzen Kohlenstoff (Rußpartikel) freisetzen. Schwarzer Kohlenstoff ist nach CO2 der zweitgrößte Faktor, der zur Klimaveränderung beiträgt.“ Und das Auftauen der Permafrostböden setzt zudem riesige Mengen Methan frei. Die Waldbrände im Nordosten Russlands  haben allein im Juni 59 Megatonnen CO2 in die Atmosphäre gebracht. Laut Experten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus ist auch das ein Rekord, der erheblich zur Verschlechterung der Gesamtsituation beiträgt. Die Erde steuert bis 2025 auf den höchsten CO2-Wert in 3,3 Millionen Jahren zu. Davon gehen jedenfalls Klimaforscher aus, die eine Studie in der Fachzeitschrift „Scientific Report“ veröffentlichten. Damals im Pliozän lagen die Temperaturen etwa 3 bis 4 Grad über den heutigen. Der Meeresspiegel lag 15 bis 20 Meter über dem gegenwärtigen.

Betroffene Gebiete




August 10, 2020 at 08:00AM
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